Atemübungen in Yogastunde

Gerade erreicht mich die Frage einer Kollegin, die meinen Artikel zur Yoga-Atmung Theorie und Praxis gelesen hat.

Sie fragt mich, wann denn der richtige Zeitpunkt für die Atemübungen in einer Yogastunde sind. Diese Frage hat mich vor ein paar Jahren selbst sehr beschäftigt hat.

Reinhören

https://soundcloud.com/ra-ni-867998193/atemubungen-wie-was-wann

Ganz streng – vor den Asanas

Als ich begann Sivananda-Yoga zu üben war das ganz klar geregelt: Entspannung, Atemübungen, Yoga-Asanas, Entspannung.

Am Ende der Einheit

Doch dann, lernte ich neue Yoga-Formen kennen, wo der Atem zwar eine Rolle spielte, aber die Yoga-Atemübungen kaum vorkamen. Ich übe selbst gerne mit www.yogainternational.com und da lernte ich, das es auch möglich ist, die Atemübungen am Schluss der Stunde zu machen. Das fand ich sehr interessant, weil es darauf ankommt, wie die Yoga-Einheit geplant ist. Konzipiert man man die Einheit so, dass man am Ende der Einheit eine Meditation anleiten will, ist die Atemübung davor sehr logisch. Zuerst den Körper auf das Sitzen vorbereiten, dann den Atem dazu verwenden den Geist still werden zu lassen um dann in die Meditation zu gehen. Wenn man Flow-Yoga übt ist es auch herrlich zuerst kraftvoll zu üben und dann die Atemübungen im Liegen zu machen, oder vor der Endentspannung.

Dazwischen? 

Es ist nicht so einfach, denn ich habe auch mich Tara Styles Yoga-Videos geübt, und die lässt die Atemübungen einfach zwischen den Asanas „aufpoppen“. Nach einer Umkehrhaltung oder Armbalance, schwups… Atemübung. Ich fand das damals genial, weil mich das wieder zurück gebracht hat in diesen friedlichen Geist. Arm-Balancen und Umkehrhaltungen bringen eine Menge Emotionen hoch und Hormone mit sich, besonders wenn man mal etwas geschafft hat (Endorphine) oder besonders frustriert oder ärgerlich wird… (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin,.. ) Quelle

Die Atemübungen helfen uns wieder in die Mitte und zur Be-Sinn-ung zu kommen.

Meine Antwort

Ich kann diese Frage also wie folgt beantworten

  1. Es kommt darauf an, welchen Yogastil du unterrichtest und wie sehr du dich an die Vorgaben hältst. Sivananda Yoga, Kundalini Yoga und Asthanga-Yoga sind beispielsweise sehr unterschiedlich.
  2. Was ist das Ziel für dich in deiner Yogastunde und wie baust du sie sie auf?
  3. Was ist für dich das Ziel der Atemübung und welche Atemübungen willst du unterrichten? Du kannst z.B. mit Kapālabhāti die Yogaeinheit beginnen und mit Nāḍi-śodhana enden.
  4. In der Entwicklung der unterschiedlichen Yoga-Stile hat es wohl mehr Aufmerksamkeit auf die Körperübungen gegeben, es gibt also z.B. auch reine Atemklassen und Atemcoaching. Vor einiger Zeit habe ich ein Interview in einem Podcast gehört, wo eine Atem-Coach über ihren Weg gesprochen hat, leider finde ich ihn gerade nicht mehr.
  5. Es kommt bei den Atemübungen auch sehr auf dich selbst an. Praktizierst du Atmung und Atemübungen in deiner eigenen Praxis, werden die Übungen einen ganz anderen Stellenwert für dich haben und dein Umgang damit selbstverständlich,
  6. Die TeilnehmerInnen deiner Kurse müssen offen dafür sein, Atemübungen sind schwerer zu erlernen als die Asanas. B.K.S. Iyengar beispielsweise lehrt zuerst die Asanas und später erst Prāṇāyāma.
  7. Meiner Meinung nach gibt es hier keine konkrete Antwort. Für mich ist nur sehr wichtig geworden, den Atem in den Yoga-Einheiten niemals auszulassen. Egal ob zu Beginn, während der Asanas oder am Ende. Ohne Atmung ist es Gymnastik. Punkt.

So, ich hoffe, ich konnte hier etwas Licht in die Sache bringen. Das ganze hier ist übrigens meine Meinung, die ich in den letzten 12 Jahren als Yogalehrerin entwickelt habe. Meine Yogapraxis befindet sich im ständigen Wandel. Einzig, dass sie da ist, ist nicht verhandelbar geworden. Ich bemerke, dass sich mein Unterricht auch mit dieser Praxis verändert, es gibt Wellen und Veränderung, Abzweigungen und Verirrungen. So wie im echten Leben auch.

(c) Petra Schmidt

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude damit deinen Weg zu finden, damit deine Yoga-Lehre authentisch und wundervoll ist, so wie du!

Namasté

Rani

 

 

 

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