Ein schlechtes Gewissen an sich muss man erst einmal positiv sehen.

Ich freue mich besonders über das Interview mit der leitenden Klinischen & Gesundheitspsychologin, Mag. Moser. Sie ist auch als Leiterin Reha- & Therapiemanagement tätig und hat mir trotz ihrer damals laufenden Karenz dieses wunderbare Interview gegeben. Es ist so wichtig über unsere Ängste zu sprechen, das sagen uns alle, aber wissen wir auch, woher sie kommen, oder ob sie überhaupt da sind. Das in sich hinein hören, das sich fragen: Warum, das sprechen wir in diesem Gespräch sehr oft an.

Diese und andere Fragen hat mir Mag. Lisa-Marie Moser, Psychologin der Reha Innsbruck beantwortet

  • Bewegung ist gesund, wir Menschen wissen das, und trotzdem ist es für uns so schwierig Regelmäßigkeit zu finden
  • Was ist ihrer Meinung nach die größte Angst von PatientInnen, was Bewegung angeht
  • Was ist der Vorteil von gemeinsamer Bewegung?
  • Wie kann man seine Ängste an und aussprechen und überwinden (wir haben eine Expertin für EFT im Projekt)
  • Manchmal kommt das Gefühl „ich schaffe es eh nicht“ oder „ich kann nichts ändern“ – was ist Ihre Meinung dazu und warum ist dieses Gefühl nicht hilfreich?
  • Wie komme ich als Betroffene mit diesen Gedanken klar und aus der Abwärts-Spirale wieder heraus?
  • Was ich kann ich tun um Menschen anzusprechen mir zu helfen, oder mit mir Spazieren zu gehen?#Wie gehe ich mit einem schlechten Gewissen um (COPD = „Raucherkrankheit“)
  • Wir wissen über die positiven Auswirkungen von Bewegung auf die Psyche – inwieweit ist das auch für PatientInnen wichtig?
  • Wie überwinde ich mich selbst
  • Evtl. Residenz ansprechen – wie kann ich sie trainieren?
  • Wie ist das mit dem Sex – wie finde ich mich mit einer chronischen Krankheit noch als „vollständiger“ Mensch?

Reha Innsbruck Frau Moser, Psychotherapeutin bei Lunge bewegt

Aus dem Interview

Angst & Management

„..Es gibt eigentlich so zwei ganz große Ängste. Das ist erstens die Angst, wenn man von Lunge und Lungenerkrankungen sprechen. Angst vor Atemnot…. und das sind dann soziale Ängste.““Der Physiotherapeut ist da wahnsinnig hilfreich und kann ganz viel stützende Maßnahmen zeigen, dass heißt: sobald ich merke, mir bleibt die Luft weg, was mache ich dann wirklich konkret mit meinem Körper? Und ich als Psychologin gehe dann her und spreche mit dem Patienten, was mache ich in der Situation in meinem Kopf?““Wenn ich Atemnot Management Techniken kenne, und dann eben auch für mich im Kopf Atemnot Management Techniken einsetzen kann, gebe ich dem Patienten sofort Verantwortung zurück Handlungsfähigkeit zurück und ich fühle mich nicht mehr so ausgeliefert.“

Gewohnheiten – Freund & Feind

„Es ist eine lieb gewonnene Gewohnheit. Es ist kein Zwang. Ich muss das ja nicht. Diese Gewohnheit soll ich jetzt ersetzen durch eine andere Gewohnheit. Und wie man eben schon aus der Evolution wissen, der Mensch versucht, Energie zu sparen. Gewohnheiten sind energiesparend. Ich muss nicht jedes Mal darüber nachdenken Was mache ich jetzt wieder Neues. Wenn ich mir jetzt eine neue Gewohnheit aneignen will, das ich das erste Mal Energie investieren muss. Und deswegen ist jeder Anfang eben besonders schwer. “ „Nicht jeder Mensch möchte laufen und nicht jeder Mensch möchte Radfahren und ich sag immer. Der einzig richtige Sport ist der, der einem Spaß macht.“

Sport

„Welche Sportart möchte ich wirklich die nächsten zehn Jahre machen? Und wenn man das herausgefunden hat, dann hat man schon mal ganz einen wichtigen Schalter im Kopf gefunden, weil es ist ganz was anderes, ob ich mich zwingen muss, jetzt wieder eine Runde laufen zu gehen oder ob ich mir denke:  Ja! Heute Abend ist mein Tanzabend mit meinen Freunden und ich freu mich schon drauf! Also diese Freude und die anfängliche Überwindung in Bewegung zu kommen, das sind sicher so die Schlüsselwörter zur Regelmäßigkeit.“
Mag. Lisa-Marie Moser, Psychologin Reha Innsbruck Die Umfrage in der Facebook-Gruppe hat folgende Sportarten gesammelt:
  • Spazierengehen => 40%
  • Walken => 10%
  • Laufen => 2%
  • Schwimmen 6%
  • Yoga (ich weiß, ist kein Sport) => 5%
  • Pilates => 1%
  • Reiten => 5%
  • Krafttraining  => 5%
  • Ergometer-Training => 5%
  • Radfahren => 14%
  • Aerobic => 5%
  • Badminton => 1%
  • Tischtennis => 1%
  • Tanzen?
 

Gruppendynamik

„In der Gruppe ist die Motivation größer, weil der Rückhalt ist da. Und es muss nicht immer alles super laufen und trotzdem habe ich unter Gleichgesinnten einfach das Gefühl ich kann auch einmal einen schlechten Tag haben und werde ich trotzdem akzeptiert. Die Gruppe ist wahnsinnig positiv, wenn sich die Mitglieder auch untereinander gut verstehen und bestärken. Und vor allem kann das natürlich auch langfristig helfen.“

Hilfe holen

„Es ist wahnsinnig hilfreich, wenn ich irgendwo erfahre, ich bin nicht allein mit meinem Problem. … Wenn ich mich austausche: Was hilft denn der anderen Person, wenn das so ist. Weil mir müssen Lösungen finden. Es geht ja nicht nur darum, das einfach mal auszusprechen. Es geht ja auch um das man schauen will, was kann ich denn besser machen oder wie kann ich denn besser mit der Situation umgehen? Und das hilft mir natürlich, wenn ich mit Gleichgesinnten spreche.“ Also wenn ich wirklich das Gefühl habe, in meinem privaten Umfeld habe ich niemanden, der das wirklich versteht und niemanden, der mich wirklich unterstützt, dann ist es ganz wichtig, dass ich mir außerhalb Unterstützer suche. … Wohlwollende Unterstützer, also keine mahnenden Unterstützer, die dann sagen: Ach jetzt hast schon wieder … uns dann ausschimpfen, sondern wohlwollende Unterstützer, die dann sagen: Egal, … mach weiter. Du hast es schon so weit gebracht, du wirst es noch weiter bringen.“

Der Schweinehund

Das „Ich schaffe es eh nicht“ ist im Prinzip nichts anderes als unser innerer Schweinehund. Man muss es so nennen. Der meldet sich immer dann, wenn es schwierig wird, immer dann, wenn wir Energie investieren müssen. Wichtig ist, dass wir das Erkennen, das heißt mir möglich ist, ganz bewusst wahrnehmen. Wann kommt denn dieses „Ich schaffe es eh nicht“? Zu „Ich schaffe es eh nicht“ gibt es einen zweite Gedanken: Es ist eh schon „wurscht“, es ist eh schon egal! Was ich mach, es hilft mir eh nichts“. Und das ist etwas, das ist ganz wichtig, dass man die eigene Verantwortung wirklich anerkennt. Und auch wirklich sagt,: Wenn ich nichts tu, wenn ich mir selber nicht helfe, dann kann mir niemand helfen.“

und die Überwindung

„Fragen. mit wem kann ich denn wirklich spazieren gehen? Wer würde sich da gut eignen? Und das sollten Personen sein, die einfach selber mal motiviert sind. Das heißt, ich bin sowieso gerne spazieren oder die haben selber einen Grund, dass sie spazieren gehen müssen aus Trainings Zwecken. Und dann sollten wir natürlich alle Personen sein mit denen ich gerne Zeit verbringe.“ „Das ist ganz wichtig. Wie gesagt, es ist so, am Anfang braucht es ein bisschen Energie, die man hineinstecken muss, um sich ein Netzwerk aufzubauen oder eben auch, um selber in Bewegung zu kommen. Aber man muss immer denken, das mache ich jetzt einmal diesen Aufwand und danach läuft es und dann habe ich mein Netzwerk und dann habe ich meine Spazier-Partner und dann habe ich meine Anlaufstellen und dann habe ich Lust zu gehen. Das ist wirklich eine Phase.“

Schlechtes Gewissen

„Also ein schlechtes Gewissen an sich muss man erst einmal positiv sehen. „

„Das gemeine an diesen selbsterfüllenden Prophezeiung ist eben, wie der Name schon sagt, dass man sich dann selber boykottiert. Das heißt, ich Versuch zum Beispiel einen Rauchstopp, gleichzeitig denke ich mir aber die ganze Zeit. Du hast es gar nicht verdient aufzuhören zu rauchen. Du hast eh schon dir selbst COPD verschafft, das heißt, ich boykottiere jeden Versuch, um es besser zu machen. Und damit erfülle ich meine Prophezeiung: Ich schaffe es ja eh nicht.“

Unterstützung – aber hilfreich

Fragen: „Denkst du, es hilft mir, wenn du mir sagst, ich bin selber schuld? Oder würdest du dich vielleicht auch freuen, wenn ich dir anders Unterstützung gebe, wenn du Hilfe brauchst? … Antwort kann auch sein: Du, es fällt mir schwer und die brauche deine Hilfe“

Bewegung ist gesund

„Es gibt unzählige Studien dazu, die einfach gezeigt haben, dass Personen, die sich bewegen und es ist eigentlich egal in welchem Alter oder mit welcher Diagnose, sondern dass Personen, die sich mehr bewegen, mehr Glückshormone ausschütten, dass die besser mit Stress umgehen können, also stressresistenter werden, weil der Körper es gewohnt ist, auch mal Stresshormone auszuhalten. Und eben besonders wichtig für die Stimmung natürlich sind diese Glückshormone. Gerade bei Lungenerkrankungen ist es sehr oft der Fall“ „Es ist wahnsinnig wichtig, diese Bewegung regelmäßig zu machen, damit der Körper diese Glückshormone ausschütten kann. Der Vorteil ist auch, je öfter ich das mache, umso schneller schüttet der Körper Glückshormone aus. “

Ziele – SMART

Ich muss mir Ziele setzen, die mir etwas bedeuten, die messbar sind, die zeitlich terminiert sind, die ich auch wirklich umsetzen kann.
  • Spezifisch: was
  • Messbar – wie kann ich messen
  • Attraktiv – was will ich erreichen
  • Realistisch – kann ich es schaffen?
  • Terminiert – bis wann will ich es erreicht haben

Lachen und Sex

Und Humor ist eine wundervolle Ressource. Ich glaube, das Wort Spaß und Freude ist wirklich das Wichtigste an der Bewegung. Am Ende des Interviews sprechen wir über den Sex als Lungenkranker Patient und wie es durch ehrliche Kommunikation mit dem Partner trotzdem schön werden und sein kann.
 

Hier kannst du das Interview anhören bzw. anschauen

Mehr über die Reha Innsbruck

https://www.reha-innsbruck.at/  Facebook: https://www.facebook.com/reha.innsbruck

Das Projekt

Alles hat mit einer Idee angefangen, daraus wurde ein Online-Event und mit Mai 2022 beginn die Geschichte von Lunge bewegt. Mein Ziel: Information – Mobilisation – Motivation. Bewegen ist Leben – egal wie langsam, egal wie wenig aktuell möglich ist – sie erhöht die Lebensqualität und krank-sein ist schon mühsam genug! – Es beginnt mit dem ersten Schritt! Komm in Bewegung! 21 Interview zum Thema: Gesunde Bewegung für Menschen mit Lungenkrankheiten sind entstanden. In der Zeit wurden auch Bonusvideos mit Übungen und Anleitungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Videos sind gekommen um zu bleiben. Auf der Website kannst du dir die Inhalte weiterhin kostenlos ansehen.

Das Projekt

Alles hat mit einer Idee angefangen, daraus wurde ein Online-Event und mit Mai 2022 beginn die Geschichte von Lunge bewegt. Mein Ziel: Information – Mobilisation – Motivation Bewegen ist Leben – egal wie langsam, egal wie wenig aktuell möglich ist – sie erhöht die Lebensqualität und krank-sein ist schon mühsam genug! – Es beginnt mit dem ersten Schritt! Komm in Bewegung! 21 Interview zum Thema: Gesunde Bewegung für Menschen mit Lungenkrankheiten sind entstanden. In der Zeit wurden auch Bonusvideos mit Übungen und Anleitungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Videos sind gekommen um zu bleiben. Auf der Website kannst du dir die Inhalte weiterhin kostenlos ansehen.

Alle 21 Experten-Interivews

Lunge bewegt Experteninterviews

Weitere Experten in der Reihe

Das Lunge Bewegt Übungspaket enthält 10 Videos von 8 Experten

  • Silke van Beuningen – 2 Videos mit Physioübungen (16:28 / 5:49)
  • Sabine Rösner – Klopfen gegen die Angst (21:06)
  • Rani Gindl – Atemübungen (18:00)
  • Nicole Hoenig – Achtsames Essen (8:25)
  • Daniel Grolle – Tai Chi – Übungen und Einführung (17:22 / 7:52)
  • Christa Reidinger – Faszienyoga (26:51)
  • Birgit Weyringer – Herstellung Kräuterbadesalz (9:06)
  • Alexandra Meraner – Gesundheitsyoga (23:33)
=> Mehr Informationen zum Übungspaket Lunge bewegt Im Beitrag von Alexandra lernst du, Dehnung und Aufrichtung der Atemhilfsmuskulatur. Alexandra hat auch ein Video für das Übungs-Paket beigetragen, dass du dir um 37 Euro hier kaufen kanns

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