Dieser Text ist nicht nur eine Reflexion – er beruht auf einem Vortrag, den ich am 22. Mai 2025 bei der Selbsthilfegruppe Niere halten durfte. Die Einladung kam von Ursula Charwat, der Obfrau der Gruppe. Es war ein tiefgehender, persönlicher Austausch, der mich selbst sehr bewegt hat.

Was ich bei meinem Vortrag geteilt habe

  • Selfcare ist kein Egoismus. Es ist ein täglicher Lernweg – gerade für Menschen mit chronischer Erkrankung.

  • Zyklen helfen. Die Natur erinnert uns: Licht und Dunkel gehören zum Leben. Auch in uns.

  • Der Körper ist ein Partner. Auch wenn er schwächelt, trägt er uns.
    Ich habe mein Gedicht „Danke, du Körper, du“ vorgelesen.

  • Meine drei Strategien für schwierige Momente:

    1. Realität – Was habe ich schon alles geschafft?

    2. Kreativität – Was kann ich effektiv tun? Wo bin ich handlungsfähig?

    3. Dankbarkeit – Wofür kann ich heute schon dankbar sein?

Der schönste Moment war vielleicht, als wir uns gemeinsam bewusst gemacht haben, wie viel wir schon überstanden haben – und wie sehr es heilt, sich selbst in den Arm zu nehmen.

Selbstliebe leben – auch wenn das Leben schwer ist

Am 22. Mai durfte ich auf Einladung von Ursula Charwat, der Obfrau der Selbsthilfegruppe Niere, einen ganz besonderen Vortrag zum Thema Selbstliebe halten. Ein großes Wort – und für viele schwer greifbare. Ich habe versucht, es be-greifbar zu machen: durch meine eigene Geschichte, durch Erfahrungen, durch Zyklen, durch Atem. Und durch das, was ich selbst als Betroffene, als Yogalehrerin und als Mensch über viele Jahre gelernt habe.

Ich habe meine Geschichte erzählt – nicht zum ersten Mal, aber vielleicht auf eine neue Weise. Zwei Lungentransplantationen haben mein Leben geprägt. Mein Buch „Mein Leben, meine Lungentransplantationen und ich – Sinn und Glück in schwierigen Zeiten finden“ war Teil des Vortrags, jeder Teilnehmerin hat ein Exemplar bekommen. Und ich habe versucht, nicht nur zu informieren, sondern etwas mitzuteilen, das tiefer geht: Was bedeutet es eigentlich, gut für sich zu sorgen? – Hör gern auch in Folge 100 hinein

Vom Dunkel ins Licht – Zyklen verstehen

Wir haben gerade die Sommersonnenwende hinter uns. Für mich ist das immer ein Moment, um innezuhalten. Zu sehen: Wir leben in Rhythmen. Es gibt Licht und Dunkel, es gibt Phasen von Tun und Phasen von Ruhe. So ist auch mein Leben verlaufen. Auch eine Transplantation ist ein Übergang – ein langer Weg durch Krankheit, Unsicherheit, Warten, Angst. Und dann plötzlich wieder atmen. Wieder leben. Es hat lange gedauert, die Veränderungen und diese Transformation in ein neues Leben zu verstehen.

Veränderung ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Unsere Zellen verändern sich ständig. Der Atem kommt und geht. Und genau in diesem ständigen Wandel können wir lernen, uns selbst zu halten.

Selfcare ist kein Luxus

Für mich bedeutet Selbstfürsorge: gute Entscheidungen treffen. Keine perfekten. Nicht immer sind Entscheidungen einfach. Gute Entscheidungen sind solche, die mir guttun und die sich gut anfühlen, auch wenn sie sich unsicher anfühlen und die Auswirkungen solcher Entscheidungen nicht immer ganz rund laufen.

Ich habe lange gedacht, ich müsste immer stark sein, durchhalten, funktionieren. Heute weiß ich: Es ist nicht egoistisch, gut für sich zu sorgen. Es ist notwendig. Und es ist radikal. Denn wer gut für sich sorgt, wird manchmal auch als unbequem erlebt. Besonders, wenn andere erwarten, dass man „wie immer“ funktioniert.

Ich sage heute klar: Selfcare ist kein Luxus. Es ist die Basis. Und es beginnt im Kleinen.

Drei Strategien für schwierige Momente

Im Vortrag habe ich drei einfache, aber kraftvolle Strategien geteilt, die mir in schweren Zeiten geholfen haben:

  1. Realität
    – Sich erinnern: Was habe ich schon alles gemeistert?

  2. Kreativität
    – Fragen stellen: Was wäre noch möglich? Was könnte ich ausprobieren?

  3. Dankbarkeit
    – Ganz bewusst hinschauen: Was funktioniert gerade in meinem Leben?

Diese drei Zugänge haben mir oft geholfen, aus der Verzweiflung ins Vertrauen zu kommen – Schritt für Schritt. (Darum dreht sich auch ein Kapitel in meinem Buch)

Der Körper als Partner

Ich habe im Vortrag und auch im Podcast ein Gedicht vorgelesen, das mir sehr am Herzen liegt. Es heißt „Danke, du Körper, du“ und ist nach meiner zweiten Transplantation entstanden – in einem Moment tiefer Dankbarkeit und Demut. Es entstand während einer Autofahrt, als mir einmal so richtig bewusst wurde: mein Körper ist noch da. Er hat so viel mitgetragen. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Jetzt sehe ich ihn.

„Du klopfst nur ganz leise an, flüsternd.
Langsam beginne ich zu verstehen,
wie unendlich wertvoll dein Geschenk ist.“

Ich bin der Meinung, wir haben eine Verantwortung für unseren Körper. Und wir dürfen ihm auch danken.

Wirklich kleine Schritte

Ich glaube heute: Jeder Mini-Schritt zählt. Auch wenn er sich gar nicht groß anfühlt. Manchmal ist es schon ein Akt der Selbstliebe, sich fünf Minuten auf eine Bank zu setzen und nichts zu tun. Oder einen Kaffee bewusst im Sitzen zu trinken, statt im Gehen. Oder einfach die Hand aufs Herz zu legen und zu atmen.

Selfcare beginnt da, wo du anfängst, dir selbst zuzuhören. Wo du aufhörst, dich zu überfordern. Wo du spürst: Was brauche ich jetzt wirklich?

Für mich sind das manchmal Stille, manchmal Bewegung, manchmal ein klares Nein. Es ist nie dasselbe. Aber es ist immer echt.

Dankbar

Ich bin dankbar, dass ich diesen Vortrag halten durfte. Die Menschen in der Selbsthilfegruppe haben mir so viel zurückgegeben. Es waren berührende Gespräche, starke Geschichten, liebevolle Begegnungen. Und viele offene Herzen.

Wenn du etwas aus diesem Text für dich mitnehmen konntest, freut es mich sehr. Wenn du magst, lies auch mein Buch oder hör in die Folge hinein.

Und vor allem: Pass gut auf dich auf. Nicht irgendwann. Sondern heute.

Namaste, deine
Rani

Weiterhören

Das Leben feiern! 15 Jahre mehr Leben und die Krisenfest Folge 100

Wie Selbsthilfe wirklich hilft – Krisenfest-Interview mit Ursula Charwat – Folge 101

Mut, Selbstliebe und Stärke bei unsichtbaren Krankheit – Der Krisenfest Podcast Folge #60