Sonst treffe ich Herrn Dr. Peter Jaksch ja nur bei den Kontrollen im Krankenhaus, aber dieses Mal habe ich ihn im Interview für „Lunge-bewegt“ Fragen zum Thema befragen können: Wie sieht gesunde Bewegung für Menschen mit Lungentransplantationen aus. Zusätzlich erzählt er mir im Interview von seinem Bewegungs-Projekt am Kilimandscharo und von seiner Überraschung, wie gut, transplantierte Patienten die Strapazen des Aufstiegs überwunden haben.

Das Interview

Dr. Peter Jaksch ist Pulmologe in der internistischen pulmologischen Betreuung vor und nach Lungentransplantationen in der Toraxchirurgie des Wiener AKH’s. Ich habe die Fragen und Antworten hier in einer Zusammenfassung für interessierte Leser bereitgestellt, teilweise voll zitiert, teilweise paraphrasiert. Die österreichischen Ausdrücke habe ich mit * gekennzeichnet und jeweils nach Absätzen „übersetzt.

Wie wichtig ist Bewegung für lungentransplantierte PatientInnen?

PJ: Jeder Mensch braucht regelmäßige Bewegung. Transplantierte Menschen sind kränker (Anm. als gesunde Menschen) und brauchen vor und nach der Transplantation Bewegung. Tatsächlich sollte das ganze Leben mit körperlicher Betätigung kombiniert sein. Es gibt klare Daten dafür, dass je mehr Bewegung ausgeübt wird, desto besser geht es den Patienten. Die Psyche ist besser und auf lange Sicht gesehen ist auch die Lungenfunktion stabiler. Es gibt einen klaren Zusammenhang: Der Mensch braucht Bewegung und diese hat positive Wirkungen auf Körper, Psyche.

Nach einer Transplantation braucht es da eine moderate, angepasste Bewegung?

PJ: Auf lange Sicht kann man alles machen, aber es kommt auf den Patienten an. Es gibt gute Therapeuten die einem sagen können, welche Übungen für einen persönlich gut sind.

Wie effektiv finden sie Atemkrafttraining, gibt es dadurch Verbesserungen?

Wenn ein Patient muskulär sehr „schlecht beinand“*, was oft bei chronisch Kranken so ist. Atemmuskeltraining wird dann auch vor der Transplantation gemacht, damit die Inspirationskraft besser wird.  Je mehr Kraft ich vor der Transplantation habe, umso mehr habe ich natürlich nach der Transplantation auch. Wenn das Zwerchfell nach der Transplantation wieder „oben “ ist, kann man die Atemkraft wieder gut messen, und mit Atemkrafttraining kann man die Ventilation der Lunge verbessern. Erfahrungswerte von Physiotherapeuten zeigen dies. Es braucht wenig technische Hilfe und ist sehr effektiv. Vor allem gibt es keine negativen Nebenwirkungen, also es schadet nicht.

* schlecht beinand sein = in gesundheitlich schlechter Verfassung sein (Quelle)

Woran erkennt man denn, wenn man zu viel oder zu wenig gemacht hat?

Wenn man zu wenig gemacht hat, dann „geht nichts weiter“, es gibt keinen Fortschritt. Mache, ich im Gegenteil zuviel, merkt man das oft durch Schmerzen. Moderate Schmerzen beim Training sind ok, vor allem wenn man eine noch frische Narbe hat. Es kann helfen, die Herzfrequenz zu beobachten. Die maximale Herzfrequenz und den Ruhepuls. Das kann man so rechnen: 220 minus Alter ist die maximale Herzfrequenz.  Für ein Ausdauertraining wähle ich dann 30% weniger. Aber auch das sollte individuell mit dem Therapeuten abgesprochen werden.

Projekt Bewegung – Kilimandscharo – Ziel & Zufriedenheit

Das Ziel war, den Menschen zu zeigen, was sie zusammenbringen können*, wenn sie optimal trainiert und motiviert sind. Zusätzlich das Bild eines transplantierten Patienten, „der völlig normal aussieht“ im Kopf der Menschen zu verändern.

*schaffen oder erreichen können

Das Projekt wurde gut vorbereitet, es war allerdings eine Grenzerfahrung. Es sind fast alle Patienten bis nach oben gekommen und es wurde wissenschaftlich erhoben, dass die PatientInnen gleich gut und teilweise besser trainiert waren, als gesunde Begleitpersonen. Die Ergebnisse zeigen, dass es keinen Unterschied zwischen einem gut trainierten Lungentransplantierten Patienten und einem normal trainierten gesunden Menschen gibt.

Voraussetzung um mitgehen zu können, war die vorhandene Leistungsfähigkeit. Nach einer Lungentransplantation kann man mit Bewegung und Training wieder sehr fit werden. 100% Leistungsfähigkeit sind möglich, allerdings sind solche Leistungen frühestens ab dem 2. Post-Transplant-Jahr. Als Sicherheitsmaßnahme wurden auch nur Personen ab dem ersten Jahr für die Expedition ausgewählt.

Als Transplantierte Patientin merke ich, dass ich vielleicht 100% Leistung erbringen kann, ich aber auch mehr Ruhephasen brauche. Dazu bestätigt mir Dr. Jaksch: „Es hängt auch vom Alter ab, Regeneration braucht einfach länger als 30 oder 20-jährige. „Bewegung wirkt sich aber gut auf den Körper, dessen Leistungsfähigkeit und auf die Psyche aus.“ Natürlich gab es auch PatientInnen, die nicht die Ansprüche erfüllt haben.

Kann man auch mit Einschränkungen, wie z.B. eine chronische Abstoßung mit Training etwas verbessern, was empfehlen Sie?

Eine chronische Abstoßung entspricht einer COPD 2 bis 4. Das bedeutet, es gibt weniger Atemfluss in den Atemwegen und die Leistungslevels sinken. Die Lunge wird durch Training vielleicht nicht mehr besser, aber ich kann durch Bewegung die Aufnahme von Sauerstoff optimieren. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit des Körpers besser. Auch der BMI** spielt da mit, denn je mehr Kilos man mittragen muss, umso schwieriger wird Bewegung. Eine chronische Abstoßung von 2 bis 3 kann mit entsprechendem Training stabil gehalten werden.

Meine Erfahrung dazu ist: Ab 20% Lungenfunktion wird es mühsam und sie stimmt mit der Aussage von Dr. Jaksch überein: Nichts machen ist das schlechteste. 5-10 Watt am Ergometer treten, ist ein Minimum um die Muskulatur zu erhalten.

**Der Body-Mass-Index (BMI) dient zur Abschätzung des Körperfettanteils. Für die Berechnung des BMI (Body Mass Index) wird das Körpergewicht in ein Verhältnis zur Körpergröße gesetzt. Der BMI berechnet sich aus dem Quotienten aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2). Quelle

Warum nimmt man nach einer Transplantation so zu und wie kann man ein gesundes Gewicht halten?

In den meisten Fällen nehmen die Menschen im ersten Jahr nach der TX 5 – 10 Kilo zu. Das Cortison wirkt schon auch appetitanregend, aber das Gewicht macht das Essen. Wenn man normal atmet, und normal isst, dann kann man das Gewicht leichter halten. Durch Bewegung nimmt man zusätzlich ab, aber das Essen macht das Gewicht.

Gibt es die Erfahrung, dass PatientInnen sich im ersten Jahr überfordern?

Einige machen wenig, und ein anderer Teil, das sind ca. 20 bis 30% sind extrem. Die überfordern sich gern und übertreiben es im ersten Jahr. Man ist im ersten Jahr nach der TX oft körperlich und geistig leichter erschöpft, daher ist es wichtig, nicht zu übertreiben. Im zweiten Jahr kann man gezielt trainieren. Auch weil die Medikation dann stabil ist. Ab dem dritten Jahr gibt es auch oft nicht mehr Infektionen als bei gesunden Menschen.

„Chronische Abstoßungen sind unserer Schwachstelle“

Die Regenerationsfähigkeit der Lunge ist nicht so wie bei Gesunden. Kleine Traumen schädigen die Lunge. Es ist eine Summe von vielen kleinen Traumen. Manche PatientInnen nehmen ihre Medikamente leider unregelmäßig und es kommt langsam zu einer Zerstörung der Lunge. Das kann zu einer chronischen Abstoßung führen. Es gibt das selbe Problem bei allen transplantierten Organen.

Haben Sie schon ein neues Projekt geplant?

2022 gibt es ein lokales Projekt in Griechenland, für das griechische Transplant-Programm. Um zu zeigen, was die alles können und die Transplantation in Griechenland publik zu machen.

2023/2024 planen wir die Besteigung des höchsten Bergs in Persien, der Damavwand. Er ist auch 6000 Meter hoch. Das wäre schon 2021 geplant gewesen, aber Corona kam dazwischen. Je spektakulärer umso besser für die Medien. Aufmerksamkeit für das Transplantationswesen und die Erfolge ist das Ziel.

Wer mitgehen mag, kann sich bei Dr. Jaksch bewerben.

Dr. Peter Jaksch

Oberarzt, Spezialgebiet: internistische Betreuung des Lungentransplantationsprogramms
Website: https://www.meduniwien.ac.at/hp/thoraxchirurgie/

Dr. Peter Jaksch ist Oberarzt und Pulmologe der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien/AKH. Sein Spezialgebiet ist die internistische Betreuung des Lungentransplantations-Programms

Das Interview zum anhören

Interview mit Dr. Peter Jaksch

Das Projekt

Alles hat mit einer Idee angefangen, daraus wurde ein Online-Event und mit Mai 2022 beginn die Geschichte von Lunge bewegt.
Mein Ziel: Information – Mobilisation – Motivation
Bewegen ist Leben – egal wie langsam, egal wie wenig aktuell möglich ist – sie erhöht die Lebensqualität und krank-sein ist schon mühsam genug! – Es beginnt mit dem ersten Schritt! Komm in Bewegung!

21 Interview zum Thema: Gesunde Bewegung für Menschen mit Lungenkrankheiten sind entstanden. In der Zeit wurden auch Bonusvideos mit Übungen und Anleitungen kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Videos sind gekommen um zu bleiben. Auf der Website kannst du dir die Inhalte weiterhin kostenlos ansehen.

Alle 21 Experten-Interivews

Lunge bewegt Experteninterviews

Weitere Experten in der Reihe

Das Lunge Bewegt Übungspaket enthält 10 Videos von 8 Experten

  • Silke van Beuningen – 2 Videos mit Physioübungen (16:28 / 5:49)
  • Sabine Rösner – Klopfen gegen die Angst (21:06)
  • Rani Gindl – Atemübungen (18:00)
  • Nicole Hoenig – Achtsames Essen (8:25)
  • Daniel Grolle – Tai Chi – Übungen und Einführung (17:22 / 7:52)
  • Christa Reidinger – Faszienyoga (26:51)
  • Birgit Weyringer – Herstellung Kräuterbadesalz (9:06)
  • Alexandra Meraner – Gesundheitsyoga (23:33)

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