Neu im Yoga Blogartikel

Muss ich für Yoga nicht beweglicher sein?!

Im Wintersemester 18 habe ich im Rahmen meines Master-Studiums an der Uni Wien ein Seminar besucht, dass sich mit „modernem Yoga“ beschäftigte. Es ging um aktuelle Forschungen. In  diesem Rahmen mit besonderem Augenmerk auf die sozial-historische Entstehungsgeschichte der „modernen“ Yogastile. Außer mir waren noch ein paar andere Yoga-LehrerInnen in diese Gruppe. Es ist schön, wenn man sich außerhalb der Community auch noch auf einem anderen Level mit Yoga beschäftigen kann. In den Pausen wurde auch viel über eigene Erfahrungen gesprochen. Natürlich wurden auch die eigenen Zentren beworben.

Allgemein sind natürlich alle YogalehrerInnen der selben Ansicht: jeder sollte Yoga üben, oder zumindest einmal ausprobieren! 😉

Im Seminar war auch eine ungefähr sechzigjährige Kollegin, die der Idee mit Yoga anzufangen nicht abgeneigt war. Doch eine Angst ist bei AnfängerInnen oft allgegenwärtig! „Aber ich möchte dort nicht ausgelacht werden!“ hörte ich sie sagen. Ich halte mich, wenn viele YogalehrerInnen darüber diskutieren welche Art die „beste“ ist, halte ich mich lieber zurück und höre zu. Ich saß also neben ihr und musste sie dann einfach fragen, warum sie glaube ausgelacht zu werden. Ihre Antwort war: „na weil ich nicht so beweglich bin.“ Neu mit Yoga beginnen, dachte ich… Was für eine Herausforderung!

Kaum jemand, der mit anfängt, ist beweglich!

Lieber hören?

Wie gesagt, halte ich mich lieber zurück, wenn mehrere YogalehrerInnen zugegen sind, die dann das Wort ergreifen. Manchmal ist auch nicht der richtige Zeitpunkt um etwas zu sagen. Diese Aussage ging mir jedoch nicht mehr aus dem Kopf. Nach ein paar Tagen, dachte ich noch immer darüber nach und so entschloss ich mich dazu, diesen Beitrag zu schreiben.Denn ich finde jeden super-mutig, der sich dem stellt! Egal ob jung oder alt!

Der Markt für Yoga ist inzwischen riesig. Besonders für Anfänger ist es fast unmöglich sofort einen passenden Yogakurs zu finden! Hatha-, Bikram-, Hot-, Flow- und seine viele viele viele Varianten, Asthanga-, Kundalini-Yoga, … und so weiter. Zudem umweht die in ihren Wurzeln aus Indien stammende Lehre noch immer eine Aura des mystischen. Vor allem das Vorurteil, man müsse flexibel sein, um praktizieren zu können, hält sich hartnäckig.

Muss man als Yoga-Anfänger beweglich sein?

NEIN!

Praktisch niemand, außer TänzerInnen und SportlerInnen und ein paar hyper-bewegliche (und das ist KEIN Vorteil), ist bevor er/sie sich auf die Matte wirft beweglich. Die Beweglichkeit kommt DURCH die Bewegung. Durch Yoga und wirklich jede Bewegungsform die sich so ganzheitlich mit dem Körper beschäftigt. Pilates, Franklin Methode, Feldenkrais, Tai Chi, Qi Gong, und wie sie noch alle heißen. Ich habe mich dem Yoga verschrieben.

Das ist EIN Weg.

Ich sage gerne: es gibt einen Körper, der funktioniert auf eine bestimmte Weise – welche Bewegung du machst ist unerheblich – solange du deinen Körper auf eine Art und Weise bewegst, die dir Freude macht und deinen Körper so bewegt und gesund hält.

Yoga neu zu beginnen braucht Mut!

Jeder, der sich neu in die Yoga-Szene wirft, hat meinen tiefen Respekt, denn es wird immer schwieriger im Dschungel der verschiedenen Schulen und Stilen zurecht zu finden und eine eine passende Form für sich zu finden. Dann auch noch einen passenden Kurs bei einer/m passenden Lehrer, der/die kompetent, achtsam und aufmerksam, freundlich und sympatisch ist! Das ist schon die erste große Hürde!

An dieser Stelle möchte ich auf den Yoga-Guide von Elfi Mayr verweisen. Eine tolle Seite um sich über Yoga in Österreich / Wien zu informieren. www.yogaguide.at 

Immer wieder neu beginnen

Immer wieder neu beginnen

Wie sollte eine Stunde aufgebaut sein?

Anstrengung – Frust & Lust

  • wenn möglich nicht zu anstrengend sein, aber nicht unterfordern.
  • Der/die Yogalehrende sollte ein Auge und Ohr dafür haben, wo die Stärken, Schwächen der SchülerInnen sind und möglichen Einschränkungen (durch Erkrankungen (des Körpers oder der Wirbelsäule)) passend begegnen.
  • Während der gesamten Stunde sollte nicht nur der/die SchülerIn darauf achten, nicht (zu weit) über die eigenen Grenzen zu gehen, auch die Übungen (Asanas) sollten entsprechend aller Teilnehmer in Anpassungen angesagt bzw. angeboten werden.
  • Wenn der Spagat zwischen Könnern und Anfängern nicht zu groß ist macht die Stunde allen mehr Spass! Es liegt allerdings schon an dem/der Lehrenden, Übungen anzuleiten, die alle in der Gruppe fordern und fördern.
  • Die Einheiten sollten nicht zu schnell und nicht zu langsam sein. Man sollte eine Ahnung davon bekommen, was man da noch alles lernen kann. Sollte sich aber nicht vollkommen deplatziert fühlt auf den 2 Quadratmetern Gummi die unter einem liegen.

Davor, dabei, danach

  • Spass sollte auf jeden Fall dabei sein – Die Lust auf mehr soll geweckt werden!
  • Nach der Stunde sollte man sich erfrischt fühlen – besonders nach der Entspannung – Savasana! 🙂
  • Am nächsten Tag können die Muskeln gut spürbar sein! Ein totaler Muskelkater spricht jedoch dafür, dass entweder zu viel geübt, oder zu wenig geatmet wurde.

Yoga ist alles – alles ist Yoga

Für mich gehört die Philosophie jedenfalls zum Yoga dazu. Meine Lebensweise hat sich verändert seit dem ich praktiziere. Achtsamer sollte der Umgang werden – mit sich und der Umwelt, aber bitte nicht abheben und schulmeisternd! Wir lernen alle noch – deswegen sind wir hier. Ehrlichkeit, Selbstreflexion, Authentizität und Demut sind für mich wichtige Eckpfeiler in der persönlichen Weiterentwicklung. Diese schwierigen Themen häppchenweise und fast wie Staubzucker auf einem leckeren Kuchen in die Stunden zu bringen, halte ich für eine wichtige und bereichernde Ergänzung der Stunden. So, dass es da ist und jeder sich entscheiden kann, was er/sie davon mitnimmt.

  • Für mich ist eine Yoga-Einheit dann vollständig, wenn sie neben den Asanas, also den Körperübungen auch Pranayama, die Atemübungen und ausreichend Entspannung enthält.
  • Sind auch noch meditative Elemente integriert – wundervoll! 🙂
  • Dazu gehört auch der philosophische Rahmen und aktuell haben die Yogasutren des Patanjali einen hohen Stellenwert in der Yogawelt.

Für jeden Neubeginn – Mut fassen!  

Sich mit all seinen Zweifeln und Hemmungen in sportlich-bequemer Kleidung auf eine Matte zu legen und sich trauen in diese neue Welt einzutauchen, die soviel verspricht und bereits ohne Vorkenntnisse so viele Bilder im Kopf erzeugt wie Yoga, ist unwahrscheinlich mutig!

Es gibt einige Dinge, die man lernen kann, die man auch im „echten Leben“ brauchen kann!

  • Den Mut aufzubringen, etwas Neues auszuprobieren.
  • Seinem Schweinehund ein Lächeln zu schenken und zu sagen: „Doch, das probier ich aus. Mach doch mit!“
  • Sich seinen Ängsten stellen, weil man den Eindruck hat, jeder in diesem Raum könne Yoga sicherlich besser als man selbst.
  • Den Vorsatz in einen Willen und dann in die Tat umzusetzen, etwas für seine Gesundheit zu wollen – körperlich und geistig.
  • Lernen umzudenken, weil man als Mensch gerne dazu tendiert, eher darauf zu achten, was man kann, als auf das was man nicht kann.
  • Als Mann trotzdem in den Kurs zu gehen, auch wenn da viel mehr Frauen sind als Männer
  • Zeit(!) Sich zwei Stunden pro der Woche nur für sich zu reservieren

Das alles sind für mich viele gute Gründe jedem, der mit Yoga neu beginnen will zu sagen:

Wow! Gratuliere! Ich finde DICH großartig!

Ich möchte doch nicht ausgelacht werden

Ich möchte doch nicht ausgelacht werden

So, das war mal meine Antwort auf die Frage: werde ich da nicht ausgelacht?

Nein! Ich lache nicht! –  Ich applaudiere dir!

Still – Im Yoga

Ich applaudiere und ich freue mich über so viel Mut!

Als Yogalehrerin

Als eine, die nach zwei Lungentranplantationen und anderen Stolpersteinen immer wieder neu angefangen hat!

Als eine ewige Yoga-Lernende, deren weisester und bester Lehrer der eigene Körper ist. Wer Yoga übt, weiß: wir sind alle neu im Yoga – jeden Tag neu!

Ich verneige ich mich und sage Namasté

Das Licht in mir, grüßt das Licht in Dir!

Lass uns gemeinsam um die Wette strahlen.

Weiterlesen?

Erste Veröffentlichung am 5.11.2018, überarbeitet und neu veröffentlicht am 21.10.2019