„Meditation bedeutet nicht, sich ein paar Minuten pro Tag in die Stille zu begeben, Meditation ist eine Lebenseinstellung.“

So oder so ähnlich habe ich heute einen Spruch gelesen und ich habe das auf mich wirken lassen. Im Nachdenken darüber fiel mir auf, dass ich es genau so empfinde. Meditation ist nicht nur etwas, wofür man sich kurz hinsetzt. Meditation ist ein Weg, ein Ziel, die Fähigkeit sich auf eine Sache zu konzentrieren, den Geist still zu machen. Sich dafür zu entscheiden JETZT EINE GANZ BESTIMMTE SACHE ZU TUN. Genau das, was man tut, mit voller Aufmerksamkeit zu tun. Sich immer bewusst für den Moment zu entscheiden.
Gehen, laufen, schauen, lesen, beten, Yoga, abwaschen, einfach sein, bügeln, waschen, Wäsche aufhängen, einem anderen Menschen zuhören,…
Meditation zu praktizieren ist auch die Entscheidung sein Leben bewusst zu leben, bewusst sein zu wollen, seinen Geist ruhig zu stellen und ihn zu lehren Geduld zu haben.
Wie wunderbar! (vom 6. Jänner 2011)

Meditieren ist in. Genau wie Yoga zu üben. Überall gibt es Kurse, Bücher, Magazine und Zeitschriften. Es verkauft sich gut, denn die beiden Techniken werden als Tools verkauft, um den Alltag leichter zu machen. Wir lesen und hören wie wir wieder Kraft tanken, gesünder, fitter, glücklicher werden können. Auch für mich war die Meditation zunächst auch nur ein Mittel Stress abzubauen und „meine Mitte“ zu finden und besser mit Stress umzugehen. Was mich dann aber erwartete – damit hätte ich nie gerechnet…

Gedanken über Yoga (3) Meditation

Gedanken über Yoga (3) Meditation

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https://soundcloud.com/ra-ni-867998193/gedanken-uber-yoga-3-meditation-20190927

Wie alles begann

Als ich begonnen habe Yoga zu üben, war mir die Meditation fremd. Die Atemübungen, die mich sanft in die Stille führen sollten und mich vorbereiten auf die Meditation, waren eine Qual!
Ich war jedes Mal froh, wenn sie wieder vorbei waren. Die Atemübungen waren total anstrengend! Besonders weil da alle Emotionen hoch kamen – von Freude bis Wut, sie förderten meine Unruhe und ich war vollkommen überfordert. Trotzdem wollte ich alles ganz richtig machen. Und daher habe ich mich „gefügt“ und weitergeübt. Mit der Zeit hat sich dann etwas verändert. Ich hab es eigentlich gar nicht richtig bemerkt. Die Atemübungen haben mich ruhig werden lassen – langsam, denn der Effekt hielt leider nicht lange an. Jedes Mal wenn ich das Yogazentrum verließ, war das Gefühl wieder weg. Aber es fühlte sich gut an.

Die ersten Meditationen waren ähnlich anstrengend. Ich konnte mir weder vorstellen wie man den Atem beobachten sollte ohne ihn zu steuern, noch verstand ich, wie es gelingen konnte nichts zu denken! Es brauchte Zeit. Alles braucht Zeit wenn man etwas richtig gut können möchte, es braucht einfach Übung.

Meditation als Beschäftigungstherapie und Rettungsanker

Aufgrund der Diagnose Lungenhochdruck (2005) ab 2009 musste ich immer wieder und für längere Zeit im Krankenhaus bleiben und mich mit meiner aufgezwungenen Langsamkeit anfreunden musste, habe ich begonnen mehr zu meditieren. Vor allem hat mich das Bild einer Schildkröte angesprochen vor dem ich lange und oft saß und darüber meditierte. Es war vor der Station aufgehängt auf der ich mehrere Male für zwei bis drei Wochen stationär aufgenommen wurde. Bald wurde die Meditation ein guter Freund.

Ich habe viel nachgedacht und einen Sinn für mich finden wollen. Langsam konnte ich Vorstellungen über mich und mein Leben losgelassen und einfach alles zu mir kommen lassen, zu lassen was ich nicht ändern konnte und zufrieden sein. Mir ist viel eingefallen über Schildkröten, über die Langsamkeit – vor allem deren positiven Seiten. Die negativen kannte ich ja schon. (SchildkrötenMeditation)

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch das Gefühl der Ruhe das ich hatte, als ich nach der Transplantation aufgrund des Tubus (Beatmung) nicht sprechen konnte – und auch nicht wollte. Die Welt wollte nichts von mir und ich nichts von der Welt. Auch wenn es auch schwierigen Phasen gab in dieser Zeit, habe ich sie als wundervoll in Erinnerung. In der Stille habe ich mich gefühlt wie in einem Kokon, in dem ich  mich ausruhen und Kraft sammeln konnte.

Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Welt, den Menschen, den eigenen und fremden Gedanken ist anstrengend - und Meditation ist ein Weg inmitten dieses Chaos in die Stille zu gehen.

Meditation ins Leben bringen

Ich gebe zu, in hektischen Zeiten habe ich die Meditation schon einmal ausgelassen, weil ich glaubte keine Zeit dafür zu haben. Inzwischen bemerke ich aber auch sofort was den Unterschied ausmacht zwischen einem Tag, an dem ich mir zumindest 5 Minuten für mich genommen habe, und einem Tag, an dem mir diese Basis fehlt. Ich spüre deutlich, dass es mir an diesen Tagen schlechter geht. Tage an denen ich meditiere (am liebsten 20 Minuten) sind einfach die besseren! Ich fühle mich ruhiger, sicherer, bin mehr ich selbst und kann bessere Entscheidungen treffen.

Es gibt so viele verschiedene Methoden zu Meditieren. Je nach Lebensphase wende ich andere Methoden an. Wie es eben gerade besser für mich passt. Die Meditation auf (m)ein Mantra ist mir jedoch nach wie vor die liebste.

Gedanken zur Meditation

Wie soll ich das Gefühl beschreiben? Es ist, als ob ich mich, mein Wesen, in der Stille selbst berühren könnte. Das, was ich hinter all den Masken, den Gedanken, dem Körper und den Dingen die ich zu sein glaube im Kern bin. Dort, tief in mir, gibt es keine Angst, keinen Zweifel, keine Sorgen, keine Zeit.  Dort gibt es nur diesen Moment.

Nicht in jeder Meditation gelange ich an diesen Punkt. Manchmal gelingt es mir nicht einmal, meinen Geist still zu halten. Ich sehe dann meinen Gedanken zu und staune, was mich gerade alles beschäftigt. Aber, die Gedanken werden langsamer – und auch weniger (oder werde ich schneller dabei sie zu erkennen?). Manchmal hängt sich der Geist auch an einer Sache fest. Irgendetwas „Wichtiges“, das erledigt werden soll. Ich nehme mir dann vor, das gleich als erstes nach der Meditation zu erledigen und habe dann endlich wieder Ruhe. Dann kann ich mich wieder auf meinen Atem oder das Mantra konzentrieren.

Was (mit mir) beim Meditieren passiert

Ich möchte hier gar nicht genauer auf das „wie“ des Meditierens eingehen… darüber habe ich bereits in anderen Blog-Beiträgen geschrieben…

… aber ich möchte dir gerne erzählen was mich an der Meditation so begeistert.

Die Meditation gibt mir den Zugang zu einen Raum, in dem alles gut ist. In diesem Raum fühle ich, was alles in mir gesund ist und werde mir bewusst, dass meine Lungen – trotz allem – nach wie vor für mich atmen. In der Meditation wird mir immer wieder bewusst, wofür ich dankbar sein kann in meinem Leben.

Die Meditation gibt mir Ruhe und Kraft zu warten, auch wenn es manchmal anstrengend ist, und nimmt mir das Gefühl von Zeit, denn in der Meditation erfahre ich, dass es „die Zeit“ nicht gibt. Was sind denn ein paar Tage, Wochen oder Monate im Vergleich zu den großartigen Momenten die ich schon erlebt habe und was ist dieser kurze Zeitraum im Vergleich was da noch auf mich wartet!
Das Leben ist Veränderung und auch dieser Moment wird vorbei gehen. Die Meditation lehrt mich Vergänglichkeit.

In der Meditation habe ich auch gelernt, dass nur genau dieser Moment wichtig ist. Wenn ich in diesem Moment bleibe, im jetzt, dann vergeht die Zeit ganz anders, dann ist jeder Tag eine neue Chance. Dann ist jeder Tag gut, genau so, wie er eben ist.

Manchmal kommt es mir so vor, als wäre ich gerade in einer Zeitblase… es ändern sich die Tage, das Wetter, die Wochentage der Medikamentenschachtel… aber sonst – als lebte ich in einer anderen Welt. Manches Mal erscheint es mir, als könne ich viel bewegen, und dann wieder erkenne ich, dass jetzt einfach nicht die Zeit dafür ist, etwas Neues zu beginnen. Manchmal fühlt es sich an, als wäre ich gefesselt… aber eigentlich bin ich in dieser Zeitblase nicht gefangen. Es ist wie ein zeitloser Raum in dem sich fast nur meine Gedanken bewegen. Ein geschützter Ort – fast wie damals, im Krankenhaus, mit dem Tubus…

Warum ich meditiere… und nie mehr damit aufhören werde

In der Meditation verstehe ich, dass es mir gut tut, jetzt gerade nicht mit der Welt um die Wette zu laufen wie ich es früher so gerne getan habe. Ich begreife langsam, dass ich mein Leben in meinem Tempo leben muss, wenn ich es „richtig“ leben will.

In der Meditation bekomme ich Antworten auf Fragen die ich gar nicht gestellt habe und auch auf solche, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe...

In der Meditation gelingt es mir, mich selbst immer mehr zu lieben – mit allen meinen Besonderheiten und Schatten….

In der Meditation gelingt es mir, mein Leben von außen zu betrachten, mich selbst und alles was geschehen ist. Das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einfach anzunehmen – so wie es ist und es zu zu lieben – weil das meine einzige Chance ist hier auf dieser Welt glücklich zu sein.

Am aller schönsten beim Meditieren ist aber der Moment, wenn man ganz tief sinkt und „weg“ oder ganz da ist.  Der Moment, den man nicht einfangen kann, der verschwindet in der Sekunde, in dem man ihn „bemerkt“… Ich glaube, das ist der Moment, in dem wir die Quelle in uns berühren.
Die Quelle unseres Selbst, das Leben in uns, die Weisheit und die Liebe die immer da sind, immer auf uns warten…

Warum ich meditiere?

Weil es der Zustand ist in dem ich vollständig bin und den möchte ich am liebsten immer haben weil er so unfassbar schön ist! 🙂

Hast du Fragen zur Meditation? Stell sie mir gerne in den Kommentaren oder via Mail!

Liebe Grüße

Deine Rani

Erstmals veröffentlicht am 17. März 2018, aktualisiert und ergänzt im September 2019