Fremde Meinungen fasten

Fastenzeit 2019

Begonnen hat alles mit dem Wort „Achtsamkeit“

Wenn man, so wie ich, viel in der Yogaszene unterwegs ist begegnen einem ganz schön viele Trends und Meinungen. So wie in der „echten“ Welt auch gibt es auch hier „Unwörter“ – wenn es sowas überhaupt gibt. Mir sind immer mehr Posts aufgefallen, die meinten „Achtsamkeit“ sei das neue Unwort.

Im ersten Moment habe ich auch begonnen andere Wörter zu finden, die beschreiben, was Achtsamkeit bedeutet, aber ich wurde damit nicht glücklich. Einfach aus dem Grund, dass Achtsamkeit wichtig für mich ist und ich es verwenden möchte um diesen Wert für mich auszudrücken, ganz egal wie sehr er marketing-mäßig ausgeschlachtet wird und wurde.

Wie wir mit Worten umgehen, welche Bedeutung wir ihnen geben, das ist doch auch etwas sehr persönliches! Die Fastenzeit beginnt diese Woche und ich habe mir darüber wie jedes Jahr Gedanken gemacht. Dabei haben sich die beiden Themen vermischt – die Bedeutung von Achtsamkeit und mein Nachdenken darüber, wie ich die Fastenzeit dieses Jahr verbringen möchte.

Trends und was sie mit uns machen

Die Medien beeinflussen uns. Egal was wir machen – wir sind immer umgeben von Meinungen. Meinungen von Menschen die Zeitungen, Zeitschriften, Blogs, Posts… lesen, Radio, Podcasts & Co hören, die offenen Auges in der Welt herum laufen und sehen was sie wollen und meistens was sie sollen – kurz – es ist kaum möglich nicht beeinflusst zu werden.

Jetzt ist die Wellness-Industrie, der auch Yoga und Ayurveda angehören – inzwischen auch ein Wirtschaftszweig. Menschen leben und arbeiten für und mit Yoga um für ihren Lebensunterhalt aufzukommen und das ist ja auch ganz natürlich. So finden eben Worte wie Achtsamkeit ihren Weg in die Werbung und wenn etwas funktioniert, dann wird es genutzt. Auch natürlich.

Irgendwann sind wir übersättigt von den Worten, wie sie uns präsentiert werden, aber macht das die Worte selbst obsolet?

Was Achtsamkeit für mich ist

Achtsamkeit bedeutet für mich, durch das Leben zu gehen und aufmerksam zu sein. Was tut mir gut? Was nicht? Wie geht es mir gerade? Kann ich, wenn ich Dinge tun muss, einen Ausgleich finden um wieder zur Ruhe zu kommen? Bin ich voll bei der Sache oder lasse ich mich ablenken – und wenn ja warum?

Es bedeutet für mich sehr bewusst zu leben und mein Tun immer wieder dem anzupassen, was ich für mich brauche um mein Leben so zu führen, dass mich die Reise auch an mein Ziel bringt. Mein Ziel überhaupt auszumachen und dann Schritt für Schritt auch zu erreichen. Beim Yoga zu Atmen und in meinem Körper zu sein. Beim Spazieren-gehen den Boden unter meinen Füßen zu spüren und die Natur wahrzunehmen. Einfach im Moment zu sein.

Das Handy nicht zu benutzen beim Autofahren ist ebenfalls Achtsamkeit für mich. Auf die Straße zu schauen und darauf zu achten was rund um mich ist um nicht in fremde Menschen zu laufen während der Blick auf das Display gerichtet ist. Darauf zu achten was um mich herum ist und nicht voller „falschem“ Vertrauen über die Straße zu laufen. Verantwortung zu übernehmen für mich selbst – und in einem gesunden Ausmaß auch für andere!

Beim Einkaufen darauf zu achten, woher meine Lebensmittel sind und im Sinne eines sinnvollen-miteinander-wirtschaften einkaufen und konsumieren.

Medienfasten

Was das Medien-fasten betrifft bin ich eigentlich schon ganz gut. Es erschrickt mich immer wieder wie negativ und manipulativ die Nachrichten sind. Überall merke ich eine Richtung die mir vorgegeben wird in die ich denken und fühlen soll. Kaum ein Bericht ist nicht in irgendeiner Weise manipulativ. Welche Berichte gebracht werden, was gezeigt wird, wer sprechen darf und wer nicht, wessen Meinung wird wie gebracht. Ich bin auf der Suche nach Nachrichten, die nicht in diesem Bann stehen. Gar nicht so einfach, wenn man nicht stundenlang im Internet unterwegs sein will.

Am Beispiel des Wortes Achtsamkeit  erlebe ich gerade, wie ein persönlicher Wert von mir selbst in Frage gestellt wird, weil ich von Außen die Information bekomme, das Wort sei „abgelutscht“.

Natürlich kommen auch positive Inputs von Außen, aber dieses Beispiel zeigt mir, wie aufmerksam, ja achtsam ich sein möchte, wenn es darum geht, wie mich die Außenwelt beeinflusst. Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, was wichtig für mich ist. Noch möchte ich etwas, dass mir wichtig ist loslassen, nur, weil es gerade nicht „in“ ist.

Das schlechte Gewissen und „politisch korrekt“

Wenn man in Zeitungen und Zeitschriften liest, wird einem auch gezeigt, was „die Welt“ von einem „guten Menschen“ erwartet. Politisches Denken, Fleischkonsum vs Veganismus, die richtige Figur, die richtig verbrachte Freizeit, der richtige Weg zur Selbstoptimierung, positives Denken – oder nicht mehr positives Denken,… Nichts von dem ist grundsätzlich falsch, aber wenn nur noch EIN Weg der „richtige“ ist, wie viel Wahl bleibt mir als Individuum noch? Hochglanz zeigt mir genau, bei welchem Verhalten ich ein schlechtes Gewissen haben soll, ja haben muss und welches gerade in den Mainstream passt. Denn die Welt ist schlecht – und wir müssen sie besser machen. Das ist aber eine ganz schön große Aufgabe für jeden einzelnen.

Die Essens-Metapher 

Ich denke, so wie in der Ernährung nicht alles für alle gut ist, so ist es auch mit anderen Dingen. Jeder „verdaut“ unterschiedlich. Jeder ist an seinem eigenen Punkt im Leben, jedes Leben hat unterschiedliche Herausforderungen und im Rahmen meines Lebens, meiner Gedanken, meines Weges kann ich Entscheidungen fällen, die zunächst mein Leben, meine Gesundheit und mein Glück verbessern und in weiterer Folge auch meiner Umwelt ein Stück mehr Freude und Leichtigkeit bringen kann. Es geht darum, Eigenverantwortung zu übernehmen, in dem Rahmen, in dem man diese zu leisten fähig und willig ist.

Ich möchte vorausschicken, dass ich immer von Menschen spreche, die grundsätzlich ein friedliches Zusammenleben wünschen… Wenn jeder darauf achten würde, für sich selbst glücklich zu sein – ich bin überzeugt – die Welt wäre eine andere – vielleicht nicht nur schöner oder besser, aber jedenfalls ehrlicher, vielleicht sogar glücklicher. Ich bin davon überzeugt, dass es auch wichtig ist, den anderen in seinem so-sein und anders-sein auch zu akzeptieren – natürlich immer vorausgesetzt, dass der andere mich und meine Grenzen nicht verletzt.

Fastenzeit 2019

Ich jedenfalls werde in den nächsten Wochen bewusster verdauen was mir so vorgesetzt wird. Weder muss ich alles nehmen, noch muss ich alles schlucken, was mir so präsentiert wird. Ich kann es betrachten und beschnuppern bevor ich es zu mir nehmen – um bei der Ernährungs-Metapher zu bleiben. Ist das, was mir da als Wahrheit oder Weg vorgesetzt wird, wirklich kompatibel mit meinen persönlichen Werten, meinen Überzeugungen und meinem Weg?

40 Tage lang darauf achten, was ich konsumiere und wie sich das auf mich auswirkt. Achtsam sein – kein Unwort, kein Unding, aber eine wichtige Weise um geistig und körperlich gesund zu bleiben. Auf sich selbst zu hören, auf die Zeichen des Körpers zu achten, auf den Bauch zu hören und mit dem Herzen schauen sozusagen. Nicht jede Meinung übernehmen, auch wenn sie auf den ersten Blick logisch klingen mag.

Die Fastenzeit ist ja eine Zeit, in der man sich bewusst dafür entscheidet etwas wegzulassen und sich damit herausfordert. Der Grundgedanke war sicherlich auch der einer gesünderen Lebensweise und was könnte gesünder sein, als sich damit zu beschäftigen welche Gedanken man denkt und was einem gut tut und was nicht.

Buddas Weg – Yoga-Weg

Im Yoga gibt es ebenfalls einen solchen Weg.“Svadhyaya“, die Selbsterforschung. Es geht darum, sein Denken und Tun zu erforschen und auch zu hinterfragen, was einem da an Wissen angetragen hat. Die eigene Wahrheit zu finden!

Und Buddha sagte: „Glaubt den Schriften nicht, glaubt den Lehrern nicht, glaubt auch mir nicht. Glaubt nur das, was ihr selbst sorgfältig geprüft und als euch selbst und zum Wohle dienend anerkannt habt.“

In diesem Sinne möchte ich meine Fastenzeit verbringen.

Wie verbringst du deine Fastenzeit? Worauf möchtest du verzichten?

Was denkst du über die Fastenzeit und über meine Gedanken?

Ich freue mich, wenn du Deine Gedanken in den Kommentaren mit mir teilst!

Liebe Grüße

Deine Rani

Rani-Yoga – Sanfter Yoga – Starkes Leben