Ich erzähle meine Geschichte

Ein ungewöhnliches Erwachen

Vor 7 Jahren bin ich aufgewacht und meine Stimme klang wie eine Mickey Maus.
„Hallo! Ich bin wach, mir geht es gut“ – vermutlich hab ich sowas gesagt, als mir die Schwester das Handy gab, um meinen Mann anzurufen.

Es lief alles wie am Schnürchen.

Durch die Schleuse ins Leben

Am Tag zuvor war ich um ca. 12 Uhr von einem Krankenhausbett, bei dem die Hydraulik nicht funktionierte, auf die Schleuse gekrabbelt. Ich wurde wie bei einer Durchreiche in den OP geschoben und war auf einmal wie in einem Raumschiff. Lauter Menschen um mich herum.

Endlich.

Das Organ war da, und ich war happy, die Chance zu bekommen, wieder aufzuwachen und atmen zu können.

Noch ein paar Momente hatte ich die Gelegenheit, die Szene zu beobachten. Ich war total neugierig, denn beim ersten Mal hatte ich kein Bewusstsein mehr und wurde an der ECMO operiert.

Dann wurde es leer. So kann man es beschreiben. Die Narkosen wirken schnell.

Und dann war ich wach – und glücklich. Ich hatte und spürte wieder Leben in mir.

Worte reichen nicht

Dieses unbeschreibliche Gefühl kann man nicht beschreiben. Also ich kann es nicht mit Worten.
Ich habe viele Worte, aber das. Das kann ich nicht.

Nicht unterbrochen, sondern neu begonnen

„Ich habe deine Geschichte auf deinem Podcast gehört“, erzählte mir meine in Kanada lebende Schwester vor ein paar Tagen. Dann weinte sie.
„Ich wusste so vieles nicht…“, sagt sie.

Meine Geschichte – dachte ich immer – ist eine, die von zwei Lungentransplantationen unterbrochen war.
Doch in Wahrheit ist meine Geschichte eine, die genau mit so einer Lungentransplantation neu begonnen hat.

Eine lebendige Geschichte

Und heute? Heute ist sie eine, in der ich Geschichten erzähle und sie auf meinen Podcast stelle.

Heute ist meine Geschichte eine, die ich jeden Tag neu erzählen lerne – eine Geschichte, die ich baue, während ich sie lebe.
Eine Geschichte, der ich Leben einhauche und mir bewusst überlege: Wie soll sie heute weitergehen?

Heute hab ich mir selbst das Geschenk gemacht, diese Erkenntnis zu haben.
Und ich teile meine Freude, um sie zu verdoppeln.

Welche Geschichte erzählst du?

Wir denken oft: mein Leben.
Aber denken wir auch: meine Geschichte?

Wie oft erlebst du dich als Autor:in deines Lebens?