Es gibt diese Momente im Leben, in denen du dir denkst: Das kann es ja nicht sein.
Momente, in denen Herausforderungen, Entscheidungen und Emotionen gleichzeitig anklopfen und du dich fragst, ob du irgendwo falsch abgebogen bist.

In dieser Phase ist mir ein Satz durch den Kopf gegangen, der der Auslöser für diese Folge und für diesen Text war:

Was ist, wenn alles richtig ist?

Was ist, wenn alles, was mir gerade passiert, alles, was ich denke, jede Herausforderung, jedes Problem, jede Krise, alles, was noch nicht so läuft, wie ich es gern hätte, trotzdem gut ist und einen Sinn hat?
Was ist, wenn ich genau am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, im richtigen Moment bin?

In dem Moment habe ich gemerkt: Das ist es eigentlich.
Was ist, wenn ich aufhöre, woanders sein zu wollen als jetzt?
Was ist, wenn ich aufhöre, mich zu beklagen, wie es ist, und beginne, konstruktiv nach Lösungen zu suchen?

Da habe ich mich daran erinnert, dass ich in meinem Buch, das 2021 erschienen ist,
„Mein Leben, meine Lungentransplantationen und ich“, ein Kapitel habe, das heißt:

Meine drei Strategien für schwierige Momente.

Diese Strategien nutze ich bis heute. Und ich teile sie hier mit dir, in der Hoffnung, dass sie dir helfen, deine eigene Situation neu zu betrachten. Vor allem dann, wenn du gerade das Gefühl hast, festzustecken oder die alten Gedanken dich nicht weiterbringen.

Ich glaube, es war Einstein, der sinngemäß gesagt hat: Du kannst ein Problem nicht mit denselben Gedanken lösen, mit denen es entstanden ist.
Je länger ich lebe, desto mehr spüre ich: Genau so ist es.

Wir hätten oft gerne jemanden, der Schuld ist. Aber im Grunde haben wir immer auch einen Anteil daran, wie wir mit einer Situation umgehen. Mir geht es gerade genauso. Besonders im Business, aber auch in Beziehungen. Wir sind immer in Verbindung mit der Welt.

Und genau darum geht es hier: um drei Strategien, die dich wieder handlungsfähig machen.

1. Realität: Du hast 100 Prozent deiner Krisen überlebt

In meinem Buch schreibe ich:

„Wenn ich in einer Situation bin, die sehr anstrengend für mich ist, dann rufe ich mir das Wissen herbei. Ich erinnere mich an all die schwierigen Situationen, die ich in meinem Leben schon gemeistert habe. Und ich erinnere mich, dass alle dasselbe Ergebnis hatten. Die Probleme haben sich dann irgendwann gelöst und mein Leben ist weitergegangen.“

Die Realität ist: Du hast bisher jede deiner Krisen überlebt.

Alle Probleme, die du früher hattest, sind heute gelöst. Vielleicht nicht immer so, wie du es geplant hast. Aber du bist noch da. Du atmest, du lebst, du gehst weiter.

Wenn ich mir das bewusst mache, erinnere ich mich an meine Kraft, an meine Stärke. Ich erinnere mich daran, dass ich schon so vieles überwunden habe. Auch wenn ich aktuell die Lösung noch nicht sehe, weiß ich:

Es wird eine Lösung geben. Es gibt immer eine Auflösung einer Situation.

Das klingt einfach, aber es verändert etwas im Inneren.
Ich spüre das ganz deutlich, wenn mein Nervensystem sich beruhigt, der Druck auf Brust oder Bauch nachlässt und ich wieder weiterdenken kann als nur bis zum nächsten Problem.

Realität anzuerkennen bedeutet nicht, alles gutzuheißen. Es bedeutet, zu sehen, was ist.
Und genau das nimmt der Situation ein Stück von ihrem Schrecken.

Hilflosigkeit ist für mich eines der schlimmsten Gefühle. Diese drei Strategien holen mich genau da heraus. Sie bringen mich zurück in meine Handlungsfähigkeit. Selbst dann, wenn ich äußerlich gerade gar nichts tun kann, kann ich innerlich beginnen, eine Strategie zu entwickeln.

Dafür brauche ich Punkt zwei: Kreativität.

2. Kreativität: Erlaube dir, andere Ausgänge zu denken

Kreativität klingt oft nach Basteln, Malen oder Kunst.
In schwierigen Situationen bedeutet Kreativität für mich aber vor allem eines:
Ich erlaube mir, andere Möglichkeiten zu denken als die, vor denen ich Angst habe.

Mein Gehirn war lange Weltmeister darin, Katastrophen zu malen. Vielleicht kennst du das auch. Wir können uns sehr lebendig ausmalen, wie alles schiefgeht. Das ist einerseits eine Fähigkeit des Gehirns, uns zu schützen. Andererseits kann es uns in Panik halten.

Deshalb habe ich begonnen, mir bewusst andere Fragen zu stellen.

Was ist, wenn es besser ausgeht als gedacht?
Was ist, wenn da etwas richtig Gutes daraus entsteht?
Was, wenn ich mein Gehirn damit beauftrage, Lösungen zu finden statt nur Probleme?

Du kannst dein Gehirn wie eine Art inneren Suchdienst nutzen.
Statt ihm ständig zu füttern mit „Oh mein Gott, wie soll das gehen“ kannst du sagen:

Ich weiß gerade nicht, wie das hier gut ausgehen soll, aber bitte finde mir eine Lösung.

Und dann wirst du vielleicht ein Buch aufschlagen, ein Zitat lesen, einen Satz in einem Podcast hören oder ein Gespräch mit einer Freundin führen, und plötzlich macht es Klick.
Nicht, weil du verkrampft gesucht hast, sondern weil du deinem System den Auftrag gegeben hast, die Tür für Lösungen offen zu halten.

Manchmal finden wir keine Bilder, aber wir finden Gefühle.
Du kannst dich fragen: Wie möchte ich mich fühlen, wenn diese Situation vorbei ist?
Dieser zukünftige Zustand kann zu einem inneren Kompass werden.

Kreativität bedeutet für mich auch, zu akzeptieren, dass nicht alles sofort passiert. Viele Veränderungen brauchen Zeit. Für mich ist das Thema Warten und Geduld gerade sehr präsent. Ich bin nicht von Natur aus geduldig. Und trotzdem lerne ich immer wieder:

Was ist, wenn ich gar nicht alles kontrollieren muss, sondern gut vorbereitet darauf reagiere, was das Leben mir zeigt?

3. Dankbarkeit: Magie für dein Nervensystem

Der dritte Punkt ist die Dankbarkeit.
Dankbar zu sein für das, was da ist, die positiven Aspekte einer Situation zu erkennen, ist für mich Magie.

Damit meine ich nicht, dass du dir etwas Schönredest, das eigentlich schmerzt.
Es geht darum, dein Herz zu öffnen für das, was trotzdem gut ist.

Dankbarkeit darf ganz schlicht sein.
Für mich ist es zum Beispiel mein kleiner Hund, der neben mir träumt.
Die Pasta, die ich mir gleich koche.
Dieses Buch in meinen Händen, das ich schreiben durfte und das inzwischen viele Menschen begleitet hat.

Wenn du Dankbarkeit übst, such dir Dinge, die du wirklich fühlst.

Nicht das, von dem du glaubst, dass du dankbar sein solltest, sondern das, was dein Herz ein bisschen wärmer macht. Es können kleine, unspektakuläre Dinge sein. Der erste Schluck Kaffee am Morgen. Ein Anruf. Ein Sonnenstrahl im Zimmer.

Ich bin dankbar für all das, was ich erlebt habe, für alle Herausforderungen, die mich zu der Person gemacht haben, die ich heute bin. Für die Ressourcen in mir, die mich weitergehen lassen. Für die Fähigkeit, liebevoller mit mir zu sein als früher.

Das ist es auch, worum es in meinem Buch geht. Manche denken vielleicht, es sei nur ein Buch über Lungentransplantation und Organspende. Für mich ist es aber vor allem eine Einladung, die innere Kraft zu aktivieren, Selbstmitgefühl zu üben und in Verbindung mit dir selbst zu kommen, wenn das Leben laut und chaotisch wird.

Buch und Pocket Yoga als Begleiter

Ich habe dieses Buch geschrieben, und ich habe Pocket Yoga kreiert.

Pocket Yoga ist Selfcare to go. Du bekommst wöchentlich drei kleine Impulse aus dem Yoga, die du in wenigen Minuten üben kannst. Es ist eine Erinnerung daran, dir Zeit für dich zu nehmen, zu atmen, sanft in Bewegung zu kommen und dein Nervensystem zu beruhigen.

Es sind oft genau diese fünf Minuten, die dich auf so vielen Ebenen stärken.

Im Dezember beginnt ein neuer Winterzyklus, in dem die Übungen mit Jahreskreis und Mondphasen verbunden sind. Ich glaube zutiefst, dass wir Frauen zyklische Wesen sind und sehr davon profitieren, unseren eigenen Rhythmus zu achten.

Am Ende dieser Folge und dieses Textes bleiben für mich drei Leitsterne:

  1. Realität.
  2. Kreativität.
  3. Dankbarkeit.

Mach dir bewusst, wie viel du schon geschafft hast.
Öffne dich für neue Möglichkeiten.
Und sei dankbar für alles, was in deinem Leben gut ist.

Du bist nicht allein.
Du kannst das.
Du schaffst das.

Alles Liebe
Rani